Konquistadoren und Sklavenhändler vom Bodensee
Stadtarchiv und Vadianische Sammlung der Ortsbürgergemeinde St. Gallen erarbeitete ein Forschungs- und Vermittlungsprojekt zur Beteiligung von St. Galler und Konstanzer Kaufleuten am transatlantischen Sklaven- und Kolonialhandel des 16. Jahrhunderts. Das Projekt umfasste einen Themenmonat in der Bodenseeregion, zu dem auch ein Augmented-Reality-Kunstprojekt gehörte sowie eine Publikation.
Themenmonat «Kolonialgeschichte» im April und Mai 2024
Die bislang weitgehend unbekannte Geschichte der Kolonialherren aus der Bodenseeregion bildete den Ausgangspunkt für den breit angelegten Themenmonat zur Kolonialgeschichte. Der Themenmonat bot mit seinen vielfältigen Angeboten und zahlreichen Kooperationen einen breiten Zugang, um sich dem Thema der Kolonialgeschichte aus unterschiedlichen Perspektiven zu nähern. Das Programm des Themenmonats ist hier verlinkt.
Medienecho zum Themenmonat
14.03.2024 stgallen24 «Konquistadoren und Sklavenhändler in der Ostschweiz»
18.03.2024 Kirchenbote SG «Konquistadoren und Sklavenhändler»
25.03.2024 stgallen24 «St.Galler Konquistadoren in Venezuela» (Rezia Krauer)
28.03.2024 Saiten «Frühkoloniale Verflechtungen»
28.03.2024 WOZ «Plötzlich tritt ein Sklavenhändler aus dem Archiv»
02.04.2024 St.Galler Tagblatt «Der Mann, der 4000 Sklaven verkaufte»
Publikation «Konquistadoren und Sklavenhändler vom Bodensee»
Der St. Galler Hieronymus Sailer (1495–1559) war Kaufmann, Angestellter des berühmten und global tätigen Augsburger Handelshauses der Welser in hoher Position – und Sklavenhändler. Diese Verflechtungen zwischen der Geschichte der Bodenseeregion und der Ausbeutung der Neuen Welt im 16. Jahrhundert sind noch kaum bekannt.
Für das erste deutsche Kolonialunternehmen, die «Welserkolonie» Venezuela, handelten Hieronymus Sailer aus St. Gallen und Ulrich Ehinger aus Konstanz 1528 mit Kaiser Karl V. einen Vertrag über Kauf und Verschleppung von 4000 Menschen aus Westafrika in die Karibik aus. Dies ist der zweitälteste «Asiento de Negros» in der Geschichte des transatlantischen Sklavenhandels überhaupt. Sailers Netzwerk führte dazu, dass mehrere St. Galler in den folgenden Jahren als Konquistadoren im heutigen Venezuela unterwegs waren.
Unterwegs auf den Spuren von St. Galler Kaufleuten in den Diensten der Augsburger Welser-Gesellschaft – dem Sklavenhändler Hieronymus Sailer, seinem Neffen Michael Sailer und dem Konquistador Melchior Grübel – werden Aspekte des transatlantischen Kolonialhandels und dessen Finanzierung im 16. Jahrhundert diskutiert. Die Autorinnen leisten damit einen wertvollen Beitrag zur Erforschung der frühen Kolonialgeschichte und geben neue Anregungen zur Erforschung der Geschichte St. Gallens und der Bodenseeregion.
Ein Sklavenschiff auf dem Bodensee? Kunstprojekt von Sarah Montani in Zusammenarbeit mit Stadtarchiv und Vadianischer Sammlung der Ortsbürgergemeinde
Dank Augmented Reality kann das Sklavenschiff Marie-Séraphique aus dem 18. Jahrhundert über das Smartphone visualisiert und virtuell betreten werden, was ein unmittelbares Gefühl der Immersion vermittelt. Das Schiff Marie-Séraphique war Ende des 18. Jahrhunderts auf dem Atlantik unterwegs und transportierte pro Fahrt über 300 versklavte Männer, Frauen und Kinder von Westafrika in die Karibik, bevor es wieder zurück nach Europa fuhr. Der transatlantische Sklavenhandel hatte damals seinen Höhepunkt erreicht. Angefangen hatte er im 16. Jahrhundert, unter anderem mit dem «Asiento de Negros», den Hieronymus Sailer und Ulrich Ehinger 1528 für das Handelshaus der Welser unterzeichneten.
Künstlerisches Konzept: Sarah Montani, erweiterte Realität (AR) auf Vorlage von Ian Burr vom «Emory Center for Digital Scholarship» (ECDS) und «SlaveVoyages»
Das Originalschiff wurde von SlaveVoyages und dem Emory Center for Digital Scholarship, Ian Burr, realisiert. Es ist das Eigentum von SlaveVoyages und dem Emory Center for Digital Scholarship.
Sarah Montani hat es zusammen mit Jamie F.G. bearbeitet, um eine Augmented-Reality-Version für die Ausstellung am Bodensee zu realisieren. Dieses Modell darf nicht ohne die ausdrückliche und schriftliche Genehmigung von SlaveVoyages und dem Emory Center for Digital Scholarship kopiert oder verwendet werden. Das 3D-Modell darf nicht ausserhalb der Ausstellung des Projekts 2024 Bodensee weitergegeben werden. Es ist nicht gestattet, das Modell ohne ausdrückliche Zustimmung des SlaveVoyage Teams an anderen Orten zu zeigen. Das Emory Center for Digital Scholarship (ECDS) und SlaveVoyages müssen als Urheber genannt werden, wenn das Modell in diesem Projekt verwendet wird.
Das Modell, das während der Ausstellung gezeigt wurde, ist nach der Ausstellung nicht mehr erhältlich.
Damit Sie sich trotzdem ein Bild von der Ausstellung machen können, haben wir für Sie ein neues Modell hochgeladen, welches freundlicherweise von Sarah Montani zur Verfügung gestellt wurde. Das Modell kann mit dem QR Code abgerufen werden oder direkt mit dem hier verknüpftem Link.
Weitere Informationen zum Projekt von Sarah Montani finden Sie auf der Website History Live:
https://sarahmontani.com/history-live